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Seit 50 Jahren ein offenes Ohr für die Kunden

Das 1973 gegründete Unternehmen Bumotec SA hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Werkzeugmaschinen für die Komplettbearbeitung von hochpräzisen mikromechanischen Bauteilen spezialisiert. Bumotec hat sich von Anfang an auf den Uhrenmarkt und die Luxusindustrie ausgerichtet, um Werkzeugmaschinen anzubieten, die den immer strengeren Anforderungen der Hersteller auf diesen Märkten gerecht werden. Heute kann das Unternehmen aus dem Schweizer Kanton Fribourg, das 2012 von der Starrag Group übernommen wurde, mit Stolz auf 50 Jahre Know-how zurückblicken.

Der unter Starrag Vuadens firmierende Geschäftsbereich, der seit 2016 auf dem Gebiet der gleichnamigen Gemeinde angesiedelt ist, vereint zwei Aushängeschilder der Schweizer Werkzeugmaschinenindustrie. Auf der einen Seite Bumotec, den Spezialisten für Mikrobearbeitung, und daneben, sozusagen am entgegengesetzten Ende, SIP, den Experten für ultimative Präzision im Werkzeugmaschinenbau. Diese beiden traditionsreichen Hersteller teilen jedoch die gleiche Philosophie, nämlich die Jagd nach den letzten Mikrometern durch von Hand geschabte Oberflächen, ein Gebiet, auf dem sich SIP seit 160 Jahren durch höchstes Können auszeichnet.

» Der Schlüssel unseres Erfolgs liegt in unserer Fähigkeit, die Bedürfnisse unserer Kunden genau zu verstehen.«

Mit der Vorstellung der Bumotec 191neo, einer Weiterentwicklung des Flaggschiffs s191, markiert Bumotec einen neuen Meilenstein in puncto Vielseitigkeit. Der Weg, den Bumotec in 50 Jahren zurückgelegt hat – von etwa einem Dutzend Beschäftigten bei der Gründung des Unternehmens bis zu den zweihundert, aus denen es heute besteht – begann mit den ausgezeichneten Beziehungen, die der Gründer im Uhrenmarkt unterhielt. Diese Nähe zur Welt der Uhrmacherei prägte die DNA des Produktbereichs : ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Kunden zu haben, um Spezialmaschinen anzubieten, die perfekt auf die Herstellung der Bauteile einer Uhr abgestimmt sind. Dennoch war es ein kühnes und durchaus riskantes Unterfangen, sich auf die Herstellung hochspezialisierter Maschinen einzulassen.

bumotec sip

Jean-Daniel Isoz, Head of Business Unit Ultra Precision Machining Centers bei Starrag Vuadens, erklärt uns, wie dieser Balanceakt von Bumotec mit Bravour gemeistert wurde.

»In den ersten Jahrzehnten von Bumotec wurden sehr viele verschiedene Maschinen entwickelt. Sie waren an bestimmte Profile von Uhrenteilen wie Uhrgehäusen, Armbändern und Verschlüssen angepasst. Die Herstellung von Spezialmaschinen ist ein grösseres Wagnis, da das wirtschaftliche Risiko ohne Serieneffekt höher ist, aber unsere Vorgänger haben dies sehr gut gemeistert. Um dieses Risiko abzumildern, gab es in unserem Portfolio stets einige ›Bestseller‹. Der Schlüssel unseres Erfolgs liegt in unserer Fähigkeit, die Bedürfnisse unserer Kunden genau zu verstehen. Es gibt keine bessere Maschine als diejenige, die auf die tatsächlichen Kundenbedürfnisse zugeschnitten ist, und wir waren durch unsere geografische Lage und das Netzwerk unseres Gründers natürlich auf die Uhrenindustrie ausgerichtet. Heute bemühen wir uns, wann immer dies möglich ist, Maschinen herzustellen, die wesentlich vielseitiger sind. Um dies zu erreichen, haben wir uns bei der Entwicklung unserer neuen Maschinen auf ein Portfolio von Teilen und nicht mehr nur auf einen einzigen Teiletyp konzentriert. Dadurch können wir günstigere Maschinen anbieten, und es erleichtert den Kundendienst. Dieser Ansatz hat uns neue Märkte wie Medizintechnik, Luftfahrt und die gesamte Mikromechanik ausserhalb des Luxussegments eröffnet, denn für diese Hersteller sind die Herausforderungen bei der Bearbeitung ähnlich wie in der Luxusgüterindustrie, die nach wie vor unser Kerngeschäft ist. Dank Starrag haben wir auch unser Vertriebsnetz im Ausland stark ausgebaut, das ist unerlässlich, um die komplexen Zollformalitäten zu erfüllen, die Sprachbarriere zu überwinden und beim Kundendienst leistungsfähig zu sein. Dies ist ein weiterer Schlüsselfaktor für den Erfolg von Bumotec. In der Branche wird unser Kundendienst sehr geschätzt, wir geniessen einen ausgezeichneten Ruf für unsere Serviceleistungen. Wir führen einen intensiven Dialog mit unseren Kunden, damit wir ihnen eine Maschine anbieten können, die perfekt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Es ist eine Win-win-Partnerschaft. Die nächsten Herausforderungen, denen wir uns stellen, betreffen die Digitalisierung im industriellen Umfeld, aber vor allem haben wir die Verringerung der Umweltbelastung durch unsere Maschinen ganz oben auf unsere Prioritätenliste gesetzt. Wir arbeiten auch intern daran, unseren CO2-Fussabdruck zu reduzieren, insbesondere durch die Ausstattung unseres Werks, mit unserer Wärmepumpe, den in grosse Tiefen reichenden Erdwärmesonden und die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes mit einer Fläche von 8.300 m².

Die Lieferketten und ihre zahlreichen Akteure werden in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität ausgerichtet. Die Abschaffung von Papier durch digitale Broschüren und, soweit möglich, die Förderung von Schulungen, technischen Projektsitzungen und Fehlerbehebung aus der Ferne zählen zu den aktuellen Projekten.

Bumotec S-92XL, CNC mit 3 bis 5 Achsen in Konfigurationen mit einer oder mehreren Spindeln, hergestellt in den frühen 1990er-Jahren

Bumotec S-92XL, CNC mit 3 bis 5 Achsen in Konfigurationen mit einer oder mehreren Spindeln, hergestellt in den frühen 1990er-Jahren

LEAN-Transformation oder wie man sein Unternehmen zukunftssicher macht

Bumotec verzeichnet seit einigen Jahren ein starkes Wachstum und bringt gleichzeitig immer innovativere Maschinen auf den Markt. Eine der grössten Herausforderungen war die Einrichtung einer LEANProduktionslinie. Diese Art der Produktion ist zwar nicht neu und wird von vielen Unternehmen angewandt, wird aber bei der Herstellung von hochgradig kundenspezifischen Maschinen sehr schnell sehr komplex. Trotz dieser Schwierigkeiten und mithilfe eines externen Beraters hat Bumotec die Umstellung auf LEANProduktion erfolgreich bewältigt.

Samuel Boschung, Head of Production bei Starrag Vuadens, blickt auf diese Entwicklung zurück, die bereits 2014 begonnen hat und am neuen Produktionsstandort in Vuadens vollständig implementiert wurde.

»Unser Ziel war es, ein Layout zu erstellen, das mit den neuen Abläufen kompatibel ist, die wir in unserem neuen Werk in Vuadens einführen wollten. Früher haben wir auf Bestellung gearbeitet, und jede Maschine wurde zu einer eigenen Baustelle. Es gab keine Standardisierung. Wir konnten keine gemeinsame Plattform finden, um unsere Montagelinie zu standardisieren, da wir so viele Spezialmaschinen hergestellt haben. Um dieses Problem zu lösen, haben wir den Ablauf verschiedener Aufgaben einer Reihe von Analysen unterzogen. Dies hat es uns ermöglicht, die Maschinen in Posten zu ›zerlegen‹: Maschinenbasis, Peripheriegeräte und kundenspezifische Besonderheiten. Anhand der Ergebnisse aus diesen Analysen konnten wir gemeinsame Plattformen ermitteln und daraus Strategien entwickeln, die uns Zeitersparnisse bringen. Aber wir mussten auch genügend Flexibilität für unsere Kunden bewahren, die eben gerade wegen der individuellen Lösungen zu uns kommen.

»Bei der s191 konnten wir 15 bis 20 % und bei der 191neo bis zu 35 % der Durchlaufzeit einsparen!«

Samuel Boschung, Head of Production bei der Starrag Vuadens SA

Um unser neues Werk zu strukturieren, haben wir es mit Bodenmarkierungen in verschiedene Bereiche unterteilt, ausserdem hatten wir bereits die Funktionsweise des Lagers definiert. Danach hat sich die Implementierung der Produktionslinie ganz natürlich mit der Einrichtung der spezifischen Arbeitsplätze ergeben und war sofort erfolgreich. Es ist eine neue Arbeitsweise, mit der wir die Durchlaufzeit ganz erheblich verkürzen konnten. Dieser Erfolg hat uns ermutigt, diese Philosophie auch bei anderen Maschinen als der 191 einzusetzen. Danach haben wir uns auf die Phasen 2 und 3 unserer LEAN-Umstellung konzentriert. Verschwendung reduzieren, nicht zur Wertschöpfung beitragende Zeiten verkürzen, die Mitarbeiter an den Arbeitsplätzen richtig ausstatten – das sind wesentliche Schritte, um Zeit zu gewinnen und die Effizienz zu steigern. Wir haben eine Redakteurstelle für Arbeitsanweisungen geschaffen, um detaillierte Montageanleitungen für jede Maschine erstellen zu können. Auch im Hinblick auf das Management hat sich viel verändert. Wir haben sogenannte AIC-Animationen (Animation à Interval Court) eingeführt. Jede Abteilung hat eine Bezugsperson, die jeden Morgen zu einer festgelegten Zeit alle Mitarbeiter versammelt, um den Stand der Dinge zu besprechen, damit Informationen so schnell wie möglich weitergeleitet werden, falls es ein Problem geben sollte. Wir sind mit den Ergebnissen äusserst zufrieden. Bei der s191 konnten wir 15 bis 20 % und bei der 191neo bis zu 35 % der Durchlaufzeit einsparen! Dank der grossen gemeinsamen Plattform der 191neo haben wir die Möglichkeit, diese Maschine ohne Kundenaufträge herzustellen, sie zu lagern und dann innerhalb von 6 bis 8 Wochen für den zukünftigen Käufer anzupassen. Das ist eine echte Veränderung unserer Produktionsweise. Das ist schon ziemlich radikal und erfordert eine richtige Strategie. 2016 haben wir etwa 30 Monteure und 15 Elektriker beschäftigt, heute sind wir 50 Monteure und 27 Automatisierungstechniker, wir haben unsere Mitarbeiterzahl fast verdoppelt!«

Seit einem halben Jahrhundert ist es Bumotec gelungen, sich vom Wettbewerb abzusetzen, ohne sich nur auf einen Nischenmarkt zu beschränken. Da Bumotec seinen Kunden aufmerksam zuhört, konnte das Unternehmen immer die Maschine anbieten, die am besten für den spezifischen jeweiligen Bedarf geeignet ist. Das Unternehmen hat von Anfang an stets die sich bietenden Möglichkeiten genutzt, um innovative und leistungsstarke Maschinen zu entwickeln. Von ihren Ursprüngen bis heute haben die Maschinen von Bumotec zahlreiche Märkte erschlossen, natürlich den Luxusmarkt, aber auch alle übrigen, die vom Mehrwert, den diese Maschinen bieten, überzeugt sind.

SIP bleibt, wie seit eh und je, die »Mutter« der Maschinen für die anspruchsvollsten Anwendungen. Derzeit stellt Starrag Vuadens ein neu erwachtes Interesse an dem Produktbereich fest, seit der Wirkungsgrad der mechanischen Vorrichtungen gesteigert werden konnte, um die Verlustleistung durch Erwärmung, insbesondere aufgrund übermässiger Reibung, so weit wie möglich zu begrenzen.

Performance has a future