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Präzision mit Vorbild-Charakter

Interview mit Jean-Daniel Isoz, Leiter Business Unit »Precision Engineering« bei der Starrag Group

Zwei Marken mit hohem Anspruch an die Präzision kennzeichnen die Geschäftseinheit »Precision Engineering«. Über die beiden Traditionsmarken Bumotec und SIP aus den Schweizer Kantonen Fribourg und Genève ihre Strategien innerhalb der Starrag Group berichtet Business Unit Leiter Jean-Daniel Isoz.

Herr Isoz, Sie leiten seit Anfang des Jahres die Geschäftseinheit »Precision Engineering«: Was zeichnet die Werkzeugmaschinen von Bumotec und SIP aus, wo sind Unterschiede und wo gibt es Gemeinsamkeiten?

Jean-Daniel Isoz, Leiter Business Unit »Precision Engineering«: Beide verfolgen den gleichen Weg beim Kampf um den letzten Mikrometer. Es beginnt schon in der Entwicklung bei der Arbeit an den Konzeptstudien. Beide Unternehmen wählen nicht die billigsten Werkstoffe und Komponenten aus, um sie dann auf schnellstmögliche Art und Weise zu montieren. Sie entscheiden sich stattdessen für eine »gesunde« Maschinenbau-Konstruktion zu einem vernünftigen Preis.

Und worin besteht der Unterschied zwischen beiden Firmen?

Isoz: Bumotec setzt mit Blick auf die bevorzugte Bearbeitungsstrategie seiner Kundschaft eher auf die Herstellung von produktivem Equipment. SIP-Kunden erwarten dagegen in erster Linie, wenn nicht sogar ausschließlich, dass SIP keinerlei Kompromisse in Sachen Präzision eingeht.

Welche Maschinen entstehen unter dem Begriff Bumotec, in welchen Branchen kommen sie zum Einsatz?

Isoz: Die Firma Bumotec ist das jüngste Mitglied der Starrag Group. Das frühere Familienunternehmen ist auf Maschinen zur Bearbeitung von komplizierten Teilen spezialisiert und hat sich innerhalb von fast vier Jahrzehnten in der Uhrenindustrie einen guten Ruf erarbeitet. Dank dieses Images und der Qualitätsarbeit gehen die hochpräzisen Produktionsanlagen, die von der Vier-Achs- Fräsmaschine bis hin zum Mehrspindler mit bis zu 36 Achsen und maximal acht Spindeln reichen, auch in die Schmuck-, Brillen-, Medizintechnik-, Aerotec- und Automobil-Industrie.

Hochpräzise Bearbeitung zählt seit über 150 Jahren zu den Spezialitäten der SIP Sociéte d’Instruments de Précision SA in Genf, die Sie bis 2013 als Geschäftsführer geleitet haben. Was ist das Besondere an den Maschinen, wer verwendet sie?

Isoz: Die SIP gilt als Sinnbild für ultimative und kompromisslose Präzision beim Bau von Werkzeugmaschinen, deren Grundkonzept immer noch in allen traditionellen vertikalen und horizontalen Bearbeitungszentren zu fi nden ist. Die Lehrenbohrwerke eignen sich beispielsweise zum Feinbohren und -fräsen von Bohrungen, Kanten und Oberfl ächen sowie zum Präzisions-Schleifen. Sie positionieren im Bereich unterhalb von zwei Mikrometern. Alle Maschinen zeichnet eine bisher unerreicht hohe Langzeitgenauigkeit aus. Wegen dieser Eigenschaften kommen die SIP-Maschinen bevorzugt zum Einsatz bei der Luft- und Raumfahrt, den Mitbewerbern der Werkzeugmaschinenbranche und Lohnfertigern weltweit, die sich im Bereich ultra-präzise Bearbeitung von hochwertigen mechanischen Werkstückteilen positioniert haben.

»Ich bin persönlich davon überzeugt, dass die Business Unit Precision Engineering in den Märkten ›Micromechanics‹ und ›Med Tech‹ die Erfolgsstory fortsetzen wird, die Bumotec bereits in den letzten 40 Jahren zusammen mit der Uhrenindustrie geschrieben hat.«

+ Nachhaltige Produktivitätssteigerung durch kundenorientierte Maschinenentwicklungen
+ Keine Nacharbeit durch höchste Präzision der Maschinen

 

Dipl.-Ing. HTL Jean-Daniel Isoz (1959) leitet seit 1. Januar 2015 die Business Unit Precision Engineering, die mit den Marken Bumotec und SIP die Marktsegmente Luxury Goods, Micromechanics und Med Tech bearbeitet. Vorher leitete er seit 2013 die damalige Business Unit 4 in Sâles (Schweiz) und davor seit 2006 als Geschäftsführer die SIP Sociéte d’Instruments de Précision SA in Meyrin (bei Genf).

Im Sommer 2014 war die Grundsteinlegung für die Fabrik in Vuadens im Schweizer Kanton Fribourg: Was spricht für das neue Werk, wer zieht dort wann ein?

Isoz: Die neue Produktionsstätte eignet sich dank der Klimatisierung, die für eine maximale Temperaturschwankung von ± 1,0 Grad Celsius sorgt, vor allem für die Produktion von ultrapräzisen Geräten, Anlagen und Maschinen. Daher zieht im Sommer 2016 die Bumotec komplett in das Werk um. Geplant ist auch der Einzug von SIP und Fremdmietern.

Wo kommt es bereits zu Synergieeffekten der beiden Firmen, die sich ja der Höchstpräzision verschrieben haben?

Isoz: Beim Blick auf das Produkt-Portfolio beider Firmen lässt sich leicht erkennen, was sich bei Produkten verbessern und anpassen lässt und wo es Möglichkeiten für Neuentwicklungen gibt. Wir sehen dabei Potenzial auf beiden Seiten. Es handelt sich um eine typische Win-Win-Situation, in der jeder die Vorteile des anderen nutzen kann – mit Blick auf Image, Marktposition, Know-how, Technologie, Produktionskapazität und Firmenkultur.

Und Ihre Einschätzung zu den Marktsegmenten »Luxury Goods«, »Micromechanics« und »Med Tech«: Wie tragen diese Branchen zum Geschäftserfolg Ihrer Business Unit bei?

Isoz: Einige denken sicherlich, wir seien glücklich, weil Bumotec den Markt der »Luxury Goods« beliefert. Das stimmt jedoch nur zum Teil. Jeder Werkzeugmaschinenhersteller kann seinen Geschäftserfolg nur dann steigern, wenn er das richtige Produkt herstellt, das die Erwartungen der Kunden systematisch erfüllt. Auch wenn es unglaublich klingt: Wir bekommen immer öfter von Kunden aus der »Micromechanics« und »Med Tech« das gleiche gute Feedback, das Bumotec von seiner Stammkundschaft aus der Uhrenindustrie erhält. Bald werden wir gelernt haben, wie sich die neuen Märkte mit neuem Produktionsequipment erobern lassen. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass die Business Unit Precision Engineering dann in diesen Märkten die Erfolgsstory fortsetzen wird, die Bumotec bereits in den letzten 40 Jahren zusammen mit der Uhrenindustrie geschrieben hat.

Herr Isoz, was ist für die nächsten Jahre Ihre Strategie für die einzelnen Marktsegmente?

Isoz: Wir setzen auf unsere bereits bewährte Vorgehensweise – also keine teuren Marktstudien und keine großen Pläne aus dem neuesten Strategiebuch. Stattdessen ist Pragmatismus angesagt: Höre auf deine Marktpartner und Kunden. Sorge dafür, dass sie ihr Equipment rechtzeitig erhalten. Und nicht mehr! Zu diesem Zeitpunkt ist es daher wichtig, dazu die richtigen, hoch motivierten Menschen an Bord zu haben. Daher hier ein Dank an alle Mitarbeiter von Bumotec und SIP: Ohne meine Teams würde kein Produkt und keine einzige Maschine die Fabriken verlassen.