Aerospace

Viel mehr als nur Maschinen

Starrag bietet komplette Fertigungslösungen mit eigenen Komponenten bis hin zu Spezialwerkzeugen

Die hohe Qualität der in Rorschacherberg entwickelten und produzierten Starrag-Maschinen ist unbestritten. Doch für die Schweizer sind diese Bearbeitungszentren bloss ein Teil des Angebots. Denn zu den offerierten Produktionslösungen gehören weitere Komponenten aus eigenem Hause: Neben Technologie,Software und Spannkonzepten sind die selbst produzierten Hartmetallwerkzeuge oft erfolgsentscheidend.

Das Kern-Know-how am Starrag-Stammsitz Rorschacherberg ist die Entwicklung und Herstellung von Hochleistungs-Bearbeitungszentren für den Flugzeug- und Turbinenbau. Aber über diese Basis hinaus hat Starrag noch viel mehr zu bieten. Wesentlich: das über etliche Jahre und in zahlreichen Projekten gesammelte Prozess-Know-how, das sich in zahlreichen, selbst entwickelten Komponenten niederschlägt, von Hartmetallwerkzeugen über die CAM-Software RCS für Blades, Spanntechnik und Vorrichtungsbau bis hin zu Automatisierungslösungen und Leitrechnertechnologien.

»Das Gesamtpaket ist das, was uns von anderen Anbietern unterscheidet«, sagt Sofian Regaz, Starrag Sales Manager Aero-space & Turbine Technology. »Wir sehen uns nicht als reinen Maschinenhersteller, sondern als Lösungsanbieter für Produktionsprozesse im Luftfahrt- und Turbinensektor. Das reicht von Stand-alone-Anlagen bis hin zu Flexiblen Fertigungssystemen, die der Kunde von uns komplett aus einer Hand erhalten kann.«

Marktvorteil durch prozessangepasste Werkzeuge

Sofian Regaz ist in erster Linie für das Produktmanagement und den Verkauf der Starrag-Werkzeuge zuständig. »Wir entwickeln und schleifen hier in Rorschacherberg schon seit vielen Jahren Hartmetallfräser für Flugzeugund Turbinenkomponeten aus schwerzerspanbaren Materialien wie Titan, Inconel oder hochlegierten Stählen.« Zwar bietet Starrag ein kleines Sortimentan Standardwerkzeugen an, doch über 90 % der verkauften Werkzeuge sind Sonderanfertigungen, die auf den jeweiligen Zerspanungsprozess, also auf das Bauteil, die Maschine, den Werkstoff und sonstige Begleitumstände, angepasst sind.

»Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich mein NC-Programm auf einen Katalogfräser abstimme oder ob ich das Werkzeug bezüglich Schneidenlänge, Eckenradius, Flankenwinkel, Beschichtung etc. so auslege, dass ich den optimalen Zerspanungsprozess realisieren kann. Unsere Kunden sind damit sehr erfolgreich«, erläutert Sofian Regaz.

»Das Gesamtpaket ist das, was uns von anderen Anbietern unterscheidet«

Kontinuierlich an der Seite der Kunden

Da Starrag die meisten Maschinen im Rahmen einer Fertigungslösung für ein bestimmtes Bauteil oder eine Bauteilfamilie verkauft, werden in der Regel entsprechende Sonderwerkzeuge gleich mitgeliefert – zusammen mit der Erklärung, warum die Werkzeuge so gestaltet sind und welches Know-how dem zugrunde liegt. Der Produktmanager betont: »Der Kunde muss wissen, worin die Unterschiede zu Katalogwerkzeugen bestehen, wie sich diese auswirken und dass man die Vorteile unserer Werkzeuge nicht bei anderen Anbietern bekommt.« Das Know-how kommt nicht von ungefähr. Starrag pflegt zu seinen Kunden ein sehr enges, partnerschaftliches Verhältnis und begleitet sie kontinuierlich im Produktionsprozess – auch über die Garantiezeit hinaus. »Das heisst, wenn zum Beispiel ein Bauteilwechsel anstehtund die Maschine für einen neuen Prozess gerüstet werden muss, stehen wir unserem Kunden zur Seite und bieten wieder unsere angepassten Werkzeuge an«, verspricht Regaz. Gegenüber klassischen Werkzeugherstellern hat Maschinenhersteller Starrag einen entscheidenden Vorteil: Werkzeugentwicklung und -schleiferei befinden sich im Werk Rorschacherberg, wo auch das Aerospaceand Turbine Competence Center (ATCC) angesiedelt ist. Das rund 2.000 m2 grosse Anwendungszentrum ist mit allen aktuellen fünfachsigen Bearbeitungszentren der Produktlinien Starrag NB, LX und STC ausgestattet. Sofian Regaz erklärt: »Wir nutzen diese Maschinen für verschiedenste eigene und Kundenversuche, für Prozessentwicklungen und -optimierungen und natürlich für unsere Analysen und Werkzeugtests. Im Kundenauftrag übernehmen wir hier sogar kleine Serienfertigungen.«

Für das Werkzeugteam bedeutet das,es kann die Prozesse des Kunden auf Originalmaschinen 1:1 nachstellen und die Werkzeuge bereits optimieren, bevor sie ausgeliefert werden. Immer wieder bestätigen Kunden, dass dieser Umstand viele Transportwege und damit eine Menge Zeit erspart. »Sollten dennoch Korrekturen am Werkzeug erforderlich sein, können wir durch unsere eigene Schleiferei sehr schnell reagieren und Veränderungen vornehmen«, argumentiert Sofian Regaz. »Wir erreichen schier unglaublich kurze Reaktionszeiten, teilweise von nur einem halben Tag.«

» Wir erreichen schier unglaublich kurze Reaktions- zeiten, teilweise von nur einem halben Tag.«

Werkzeugexpertise für bessere Zerspanungsergebnisse

Das ATCC ist eine wichtige Begegnungsstätte. Hier treffen sich Starrag-Technologen,-Maschinenbediener, -Automatisierer,-Werkzeugspezialisten und -Kunden. Denn Starrag bietet diesen eine umfassende Unterstützung an, beim Programmieren der Maschinen, beim Einfahren der Prozesse und auch bei der anschliessenden Prozessoptimierung. Für das Werkzeugteam ist das eine wertvolle Know-how-Quelle. »Hier erfahren wir, wie sich der Markt entwickelt, welche Veränderungen bei Materialien anstehen, wie die Rohlinge der Zukunft aussehen und welche Anforderungen die Bauteile künftig stellen werden. So können wir mit unseren Werkzeugentwicklungen in Vorleistung gehen und unseren Kunden schon sehr frühzeitig Lösungen anbieten.« Auch im Werkzeugservice ist Starrag weltweit gut aufgestellt. Um den Kunden Zeit und Geld zu sparen, betreiben die Schweizer eine Partnerschaft mit global tätigen Unternehmen Oerlikon Balzers, das für Starrag in Amerika und Asien den Vor-Ort-Nachschleif- und Nachbeschichtungsservice übernimmt. Für Sofian Regaz ein bedeutender Faktor. »Wir bieten zwar auch bei uns im Haus einen entsprechenden Service an. Aber die weiten Wege aus Übersee kann man mit unserem Partnerangebot sparen.«

»Die Rückmeldungen der Kunden zu unseren Werkzeugen sind durchweg positiv«, erwähnt Sofian Regaz. Eine besondere Erfolgsbestätigung erhielt er von Honeywell Aerospace Ireland, wo Starrag als Werkzeug-Problemlöser tätig sein durfte. Ausgangspunkt: Bei der Bearbeitung einer Turbinenschaufel aus Titan war der Werkzeugverschleiss sehr hoch. Mit dem ursprünglich verwendeten Fräser liessen sich nicht mehr als maximal zehn Bauteile zerspanen. So lud der Triebwerkhersteller diverse Werkzeughersteller ein, um das Problem in den Griff zu bekommen. Der beste Anbieter schaffte es, die Standzeit auf 20 Bauteile zu erhöhen. Und Starrag? »Wir erreichen mit unseren Spezialwerkzeugen 40 Bauteile«, berichtet Sofian Regaz. »Das war Honeywell nicht nur den Auftrag, sondern auch eine Auszeichnung wert. Im Juni 2024 erhielten wir dafür den ›Kaizen of the Month‹.«

» Das war Honeywell nicht nur den Auftrag, sondern auch eine Auszeichnung wert.«

Sofian Regaz, Starrag Sales Manager Aerospace & Turbine Technology

Erfolg führt zu Wachstum

Das Werkzeuggeschäft entwickelte sich in den letzten Jahren ausgesprochen positiv. Dazu beigetragen haben Erfolgsgeschichten wie bei Honeywell. Ein wichtiger Faktor ist ebenso das erweiterte Angebot. Während Starrag früher bloss Schaft-, Torus- und konische Kugelfräser produzierte, werden heute auch zylindrische und Tonnen-Kugelfräser, Lollipop-, Tonnen- und Fasenfräser sowie Highfeed-, Tauch- und vielerlei Formfräser zum Beispiel für die Turbinenschaufelfüsse geschliffen. Um weiteres Wachstum zu generieren, wird Starrag zukünftig neben Werkzeugen für schwerzerspanbare Materialien auch Sonderwerkzeuge zur Aluminiumbearbeitung anbieten. Zudem verstärkt das Team von Sofian Regaz die Akquise: »Unser Prozess-Know-how im Flugzeugund Turbinenbau ist derart gross, dass wir mit unseren Werkzeugen auch auf Fremdmaschinen schöne Erfolge erzielen. Und wir führen bereits Gespräche mit anderen Starrag-Standorten. Denn wir wollen in Zukunft für deren Bearbeitungszentren und mit deren Know-how auch Spezialwerkzeuge für andere Branchen produzieren.«